Mugello Speer Cup, 26.-28.7.2019

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rufer
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Mugello Speer Cup, 26.-28.7.2019

Beitrag von rufer »

Hallo zusammen

Hier ein heisser Bericht aus Mugello.

Vorgeschichte
Die ersten vier im Speer PowerCup liegen vor dem Event nur vier Punkte auseinander. Ich als vierter also vier Punkte hinter dem ersten. Bisher waren eigentlich alle Rennen spannend. Sicher ist: So knapp gings im Cup seit Jahren nicht mehr zu und her.

Vorbereitungen
Am Töff gab es nicht viel zu machen, ausser dass der Laptimer ersetzt werden musste. Eigentlich wollte ich die Yamaha CCU nachrüsten. Aber nach der Preisauskunft von Hostettler für die Kit CCU, wurde ich vermutlich zuerst bleich und lehnte dann dankend ab. Die spinnen ja, und dann läuft die Yamaha Software tatächlich nur auf Tablets, aber nicht auf dem PC. Das ist ziemlich idiotisch, weil man für das YEC Kit Interface sowieso einen PC braucht!!
Ich probierte noch etwas mit Racechrono. Das kann inzwischen mit Bluetooth OBD-II Adaptern auch Fahrzeugdaten aufzeichen. Es funktionierte zwar, war mir aber zu viel basteln. Also bestellte ich den AIM Solo 2 DL. Der zeichnet neben dem GPS Laptimer auch die ganzen Fahrzeugdaten der ECU via OBD-II Schnittstelle auf. Die Software zum analysieren sieht auch vernüftig aus, Verbindung zum PC (ja, PC ;)) ist über WLAN.

Anreise
Diesmal bin ich mit der besseren Hälfe zusammen angereist. Der Weg über den Simplon war diesmal nicht schneller, schon im Wallis gings zäh vorwärts und auf dem Pass hatte es langsame Lastwagen, noch lansamere Autos und viele Baustellen. Und zu guter letzt war auf der italienischen Seite kurz nach Beginn der Schnellstrasse ein Unfall zwischen zwei fahrenden Rollschuhen, weswegen die Strasse 30min gesperrt war. Ich hab glaub mehrmals den Spruch gehört, dass das neue Auto unbedingt eine Klimaanlage haben müsse. Ja, es war heiss. Sehr heiss!!
Wir waren trotzdem früh in Mugello, noch vor 16h konnten wir mit dem einrichten in Box Nr 6 beginnen. Anwesend waren auch Riggs und Toni und auch Raphael. Weiter waren in der Box Sebi und Nicole, plus zwei, drei weitere aus der Schweiz und eine Horde Norweger/Engländer/Holländer. Noch kurz den neuen Laptimer fertig eingerichtet - ist ja gar nicht schwer :)
Dann haben wir uns in der Residence die Mugello angemeldet. Lustigerweise war meine (per E-Mail bestätigte) Reservation nirgends auffindbar, aber Zimmer hatten sie noch. Weil wir die Badekleider vergessen hatten, kauften wir etwas halbwegs passendes in der Nähe, dann ab in den kühlen Pool!!!
Abends haben wir ganz traditionell im Rustico gegessen. Es war ganz angenehm, weil es noch nicht so viele Leute wie am Wochenende hatte.

Freitag 26.7.
Heute stehen wie üblich 6 Turns freies Fahren à 20min zur Verfügung. Es war schon zum ersten Turn HEISS. Für mich geht es darum, möglichst heute schon ein paar Sachen zu probieren, weil z.B. die Reifenmischung fürs Rennen noch nicht klar war. Dazu müssen erstmal vernünfigtige Zeiten her, damit man etwas aussagen kann.
Letztes Jahr hatte ich stark mühe, hier auf gute Zeiten zu kommen. Diesmal war ich in der zweiten Session unter 2 Minuten. Geht ja!
Als kurztes Intermezzo wurde ich nach eben dieser Session zur Lärmkontrolle angehalten. Die Italiener hatten es gar nicht pressant und bis sie dann messen wollten, war schon das Kühler Überlaufsgefäss übergekocht und bei 120° Temperatur konnte man nicht einmal mehr das Display auf Street mode umstellen, nix ging mehr. So kann ich leider keine 5500 drehen, sorry. (unter dem Helm dachte ich natürlich: Ihr seid auch völlige Idioten bei den Temperaturen NACH dem Turn messen zu wollen und die Leute an der brütenden Hitze warten zu lassen). Dann halt ab in die Box und Motor abkühlen lassen, Ausgleichsgefäss etwas nachgefüllt und vor der nächsten Session nochmal zur Lärmmessung zu Box 20. War dann alles i.O. (maximal 105dB, sollte mit der Akrapovic Superstock Anlage gehen).
Zuerst wurden die alten Typ 1 Hinterreifen vom Slovakiaring verfahren. Dann, für den zweitletzten Turn, war ich ausgeschossen und es kam ein neuer 205 Typ 0 (supersoft) von Dunlop drauf. Den war ich noch nie gefahren, würde aber bei der Hitze passen (wir waren inzwischen bei 58° Asphalt). Und oha, sofort ein Grinsen unter dem Helm. Alles passt perfekt, Zeit auf 1:58.314 verbessert. Damit war ich ganz kurz erster, bevor Sascha das im letzten Turn wieder gerade richtete und eine 1:57er Zeit fuhr. Der Hinterreifen war übrigens nach der 2. Session durch.
Somit war die Reifenwahl fürs morgige Rennen bei wohl änlicher Hitze klar: Immer schön smooth bleiben und so den 0er Reifen über die Distanz bringen. Der neue Laptimer hatte sich auch bereits bewährt: Zuerst musste ich heraus finden, wie man das ganze denn darstellen kann. Dann wars einfach, simple Sachen wie "Drehzahl bei Topspeed" oder "wo dreht sie unter 8000 U/min" heraus zu finden. Die Übersetzung passt, auf der Geraden 14000 U/min bei ungefähr 297km/h. Nur Arrabiata 2 fällt die Drehzahl ein bisschen unter 8000, dort könnte man einen Gang tiefer probieren (ist aber zu unruhig!). Die Graphs von Traction Control und Slide Control verraten auch so einiges... Traction Control arbeitet eigentlich immer, Slide Control nur ganz wenig. Praktisch ist, dass sich der Laptimer selbst aktiviert und deaktiviert, man muss an rein gar nichts denken.
Abends haben wir bei Anna's gegessen. Danke der (anderen) Anna fürs reservieren. Dabei waren wir zwei, Riggs, Toni, Marc, Anna, Ricardo und Family. Leider wars nicht mehr ganz so nett wie auch schon, scheint als hätte das Rustico wieder die Nase vorne.

Samstag 27.7.
Heute solls nochmal heiss werden, aber ev. gegen Abend schon Regen! Also Quali Zeit am morgen nochmal nutzen und dann hoffen, dass das Rennen im trockenen über die Bühne geht.
Reifenmaterial hatte ich nichts mehr gutes zur Verfügung, also kam für den 2. Turn ein neuer 205 Typ1 drauf. Leider war der Turn unterbrochen und es gelang mir nicht, die Zeit zu verbessern. Zwischen dem 2. und 3. Turn noch das Vorderrad gewechselt, mit einem neuen Dunlop Typ 4 Vorderreifen. Im letzten Turn gelang noch eine kleine Verbesserung auf 1:58.144, was mich wieder zurück auf den 2. Startplatz brachte. Yes, das passt so!
Dann kurz etwas gegessen, den Töff getankt und schon war fast alles bereit fürs Rennen.
Um 14:20 gab es die Startaufstellung in der Boxengasse, wo ich mich hinter Sascha und vor Gerry einreihte. Nach der Runde hinter dem Pacebike kam ich fast optimal aus der letzten Kurve raus und war auf der Kuppe neben Sascha. Ausbremsen oder nicht?? Warscheinlich wärs die einzige Möglichkeit gewesen, ihn zu ärgern, aber ich entschied mich dagegen. Wenn ich mich dort verbremse, verliere ich bei dem engen Feld 5 oder 10 Plätze und das Rennen ist vorbei. Also versuchte ich ihm zumindest in der Startphase zu folgen, erkannte aber schnell dass dies Sinnlos wäre. Ich würde nur alle Energie verpuffen und die hinter mir schienen auch nicht schneller zu können. Gerry überholte mich einmal, ich konnte aber Yamaha Power sei dank auf der Geraden sofort kontern. Ich versuchte, meinen Rhytmus von 1:58er Zeiten durch zu ziehen und liess mich vom weg ziehenden Sascha nicht mehr beeindrucken. In Runde 7 wurde leider abgebrochen und in Runde 6 gewertet. Grund war ein Sturz eines Franzosen. Dieser lag regungslos neben seiner BMW, sah nicht grad so gut aus.
Ja OK, in diesem Fall hatte ich Glück, denn die Horde eng hinter mir tacktierte sicher auch ein bischen. Aber das war jetzt zu meinem Vorteil ausgegangen!!! Zeiter in Mugello war ich noch nie, also ein Erfolg für mich! Und weil Sascha in der Jahreswertung (noch) keine Rolle spielt, stand ich jetzt plötzlich im Cup ganz zuvorderst! Sicher bein bisschen glücklich und nur auf Zeit, denn morgen war Schlechtwetter angesagt. Aber hey, geniessen wir den Moment!
Nach dem 600er Rennen kam irgendwann das Schlechtwetter und es dauerte gefühlt ewig bis zur Siegerehrung.
Danach assen wir im Rustico Znacht. War ganz fein und auch die Bedienung war freundlich! Die haben echt wieder aufgeholt.

Zwischenstand Powercup nach dem ersten Rennen:
Liebrecht 82 +11 = 93
Weber 80 +16 = 96
Wegmann 79 +13 = 92
Rufer 78 +20 = 98


Sonntag 28.7.
Tja, heute wars nass. Da ich mich wohl nicht vor dem schlechten Wetter drücken könnte, waren wir gleichwohl rechtzeitig zurück im Paddock.
Toni unser Regenspezialist war natürlich schon fast bereit. Leider kam er nicht weit, in Kurve 2 stieg er ab und kam mit dreckigem Bike zurück ins Paddock, wo er einigen Spott von Riggs ertragen musste ("das putzt du selber", mann muss die Vorgeschichte aus Barcelona kennen...).
Dann halt die Felgen mit den alten Regenreifen drauf und einen weiteren Felgensatz zu Klaus gebraucht, damit dort NEUE Regenreifen aufgezogen werden. Erwartungsgemäss war der ganze morgen freies Fahren, weil die Strecke immer feucht war. Ich ging vor 11h kurz raus, habe mich aber nach wenigen Runden entschieden, dass es nichts bringt. Zu wenig nass für Regenreifen, zu trocken für Slicks.
Ja und dann wurde es ein Reifenpoker!! Was bereit machen, es könnte nass, feucht oder trocken sein in drei Stunden. Für alles ausser ganz trocken war ich gerüstet, mit dem Reifen von gestern könnte man auch noch eine Superpole bestreiten. Aber was wenn es doch ganz trocken ist, und Speer ein richtiges Rennen macht?? Dann bin ich am A... Also in den sauren Apfel gebissen und noch einen nagelneuen 205 Typ1 aufziehen lassen. Jetzt bin ich aber wirklich für ALLES bereit :)
Lange sah es nach einer halb trockenen / halb feuchten Superpole aus. Irgendwann zeichnete sich dann ab, dass man mit Slicks besser bedient ist, also mal diese Räder montieren. Weil es ab ca 12h nicht mehr regnete, gab David kurz vor 13h durch, dass das Powercup Rennen regulär als Trockenrennen über die volle Distanz gestartet wird. Oha, der Mann hat Mut, bei dunklem Himmel und Blitzen!! Also rasch noch nachtanken, damit es auch über die Distanz reicht und ab ins Kombi.
13:20 ging es also wieder in die Startaufstellung. Sascha war nirgends zu sehen, also war ich erster. Jetzt kann ich also das Tempo hinter dem Pacebike bestimmen. Der Start gelang jedenfalls gut, ich konnte mich die ersten paar Runden behaupten. Auf dem Pitboard hatten wir abgemacht 3 Zeilen, war ein bisschen zu viel Info, deshalb war mir nicht ganz klar wie gross der Abstand der Verfolger ist. Der Töff fühlte sich jedenfalls auch mit diesem Hinterreifen sehr gut an, es ging alles gut und ruhig.
Ungefähr nach 5 Runden überholte mich Gerry in der schnellen Partie vor den Arrabiata. Und er gab alles, ich hatte dem nichts entgegen zu setzen. Hm, das kann doch jetzt nicht sein, dass der einfach davon zieht und diesen Speed (deutlich unter 1:58) bis ins Ziel durch zieht! Also nicht nervös machen lassen und weiterhin alles geben. Vor schluss merkte ich, dass er nach liess. Mit dieser extra Motivation kam ich die letzten zwei Runden immer näher. In der letzten Runde war ich ab Arrabiata 2 dran, bei der Kurve hinter der Tribüne GANZ nahe (jemand sagte nach dem Rennen es habe wie ein Bike mit 2 Fahrern ausgesehen). Und somit MUSSTE ich ihn einfach in der letzten Kurve ausbremsen. Das gelang, aber ich war so spät dran, dass ich nicht mehr mit dem Fuss unter den Schalthebel kam und somit auf gedeih oder verderben den vierten Gang drin hatte und natürlich etwas weit ging. Gerry zog wieder innen durch, ich machte die Augen zu und den Gashahn auf. Das könnte reichen!!!! Trotz zu hohem Gang kam ich sehr gut aus der letzten Kurve raus, in den Windschatten, daneben....... und durch!!! Ich könnte nicht sagen, ob ich jetzt erster oder zweiter war, es war alles SUPERKNAPP. Eher zweiter, aber sicher war ich mir nicht.
Was für ein Rennen!! Am ende war Gerry um 5 Tausendstel erster. Dahinter gings tatsächlich noch knapper zu und her, Bruno schlug Tim um nur eine Tausendstel!! Laut David das knappste Powercup Rennen der Geschichte. Und bravo David, goldrichtig Entschieden!!! Das Renen war trocken, an der Siegerehrung kurz danach regnete es schon wieder.

Ja was soll ich sagen, ein wahnsinnig knapper Ausgang. Gerne hätte ich gewonnen, aber ich hatte wirklich alles gegeben. Mehr ging nicht.
Für die Cupwertung heisst dies, die Rangliste der ersten vier ist nach diesem Wochenende grad gestützt! Und ich bin ganz knapp weiterhin an der Sonne :) Aber entschieden ist noch gar nichts!!!
Liebrecht 82 +24 = 106
Weber 80 +32 = 112
Wegmann 79 +38 = 117
Rufer 78 +40 = 118

Ein grosses Dankeschön an die Freundin, an Riggs und Toni und alle anderen in der Box!!

Fotos habe ich noch nicht bestellt:
https://fotoeventi.com/ricerca.html?id_ ... ageRowB=12

Grüsse, schöner 1. August
Rufer
Zuletzt geändert von rufer am 31.07.2019, 18:14, insgesamt 1-mal geändert.
"notorisch schneller Schweizer"

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Dani
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Re: Mugello Speer Cup, 26.-28.7.2019

Beitrag von Dani »

Geil, ziemlich actiongeladen. :thumbsup:
Bist Du den KR109 auch schon gefahren?

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rufer
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Re: Mugello Speer Cup, 26.-28.7.2019

Beitrag von rufer »

Hoi Dani

Nein, bin ich noch nicht gefahren. Gedenke dies ende Saison zu probieren, nächstes Jahr solls ja VIELLEICHT nur noch die neuen geben. Wenn's dann überhaupt wieder was gibt...

Grüsse
Rufer
"notorisch schneller Schweizer"

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Bleifuss
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Re: Mugello Speer Cup, 26.-28.7.2019

Beitrag von Bleifuss »

Geiler Bericht!
Bravo Mäthu :thumbsup:
Gruss Bleifuss

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Slider
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Re: Mugello Speer Cup, 26.-28.7.2019

Beitrag von Slider »

Hammer Bericht :thumbsup:
Merci gäu
Es Grüessli
Mike

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Boo
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Re: Mugello Speer Cup, 26.-28.7.2019

Beitrag von Boo »

Starke Leistung, und Gratulation zur Führung :geil:

Wieviele Rennen bleiben noch?

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Alessandro
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Re: Mugello Speer Cup, 26.-28.7.2019

Beitrag von Alessandro »

Bravo Mättu

Blieb dran gäll...?! :wink: :dafuer: :geil: :thumbsup:
Gruss Alessandro

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*SaScHa*
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Re: Mugello Speer Cup, 26.-28.7.2019

Beitrag von *SaScHa* »

Super Bericht :thumbsup:
Ich bin gespannt wie Brno ausfallen wird! 8)
Viel Spass und wir sehen uns in Barcelona :)
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