Brno Speer Cup, 30.8.-1.9.2019

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rufer
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Brno Speer Cup, 30.8.-1.9.2019

Beitrag von rufer »

Hallo zusammen

Es kommt immer anders als man denkt... das gilt im Rennsport wohl mehr als sonst.

Vorbereitung zu diesem Event war eigentlich nichts zu tun, nur Töff putzen und that's it. Im Büro gabs ein bisschen viel Nachtarbeit vorher, war nicht gerade ideal aber ich konnte es halt auch nicht steuern.

Anreise
Gereist bin ich wieder zusammen mit Riggs. Also am Donnerstag früh ab richtung Basel, dort Anhänger angehängt und weiter richtug Stuttgart, Nürnberg, Prag, Brünn. Schon vor Prag unzählige Baustellen. Ja und die Tschechen meinen es jetzt wirklich ernst mit dem Sanieren der Autobahn zwischen Prag und Brünn. Wobei Riggs meinte, da kann man nicht mehr von sanieren sprechen, das ist schlicht NEUBAU. Kurz vor Brünn dann doch noch ein paar von den alten Betonplatten, ich glaub die lassen sie noch ins Weltkulturerbe aufnehmen :lol: Weil wir früh dran waren, tankten wir noch den Transporter auf, die Kanister hatten wir schon vorher aufgefüllt. Kurz vor Einlass sind wir also in Brünn angekommen, Riggs quartierte sich gleich im Hotel ein und ich bezog schon mal Stellung vor der Sammelbox 15. Dort haben wir uns eingerichtet, zusammen mit Angel, dem Bulgaren, Toni, Carlo, einem Franzosen und Guiseppe, dem Italiener den wir immer nur in Brno treffen.

Freitag 30.8.
In der Nacht hat es gegossen wie aus Kübeln, am morgen wars aber schon wieder trocken. Bei der Fahrerbesprechung waren nicht sonderlich viele Leute anwesend, ist wohl nicht ausgebucht. Da das Wetter nicht sonderlich gut angesagt war, dachte es ist wohl besser die trockene Zeit bis zum Mittag voll ausnutzen, also so viel fahren wie möglich. Aber die Zeiten waren von anfang an extrem langsam, die Strecke war trotz Reinigung noch extrem dreckig. Fuhren Leute ausserhalb der Linie hat es richtiggehend gestaubt.
In der Session nach dem Mittag war ich bei einer tiefen 2:08er Zeit angelangt und erstaunt, dass ich damit auf dem 1. Rang des Gesamtklassements war. Ich bin hier schon 2:06.6 gefahren, es müsste also noch etwas gehen.
Es ging dann NICHTS mehr!! Denn in der nächsten Session rutschte mir bereits in der ersten gezeiteten Runde in T4, also in der links-rechts Schikane nach der Gegengerade, beim umlegen auf rechts urplötzlich das Vorderrad weg. Zack und ich lag mal wieder mit bestem Blick auf das sich überschlagende Motorrad auf dem Hosenboden. SCH...!!!! Ich selber kam rasch und ohne Überschlag zum stillstand, stapfte durchs Kies und drückte sicherheitshalber noch den Killschalter an der R1. Dann zusammen mit den Streckenposten das Motorrad geborgen und hinter die Leitplanke gestellt. Erste begutachtung des Töff ergab kein allzu schlimmes Bild. Wenn der Tank ganz ist - es war etwas Benzin ausgelaufen - sollte
alles reparabel sein. Der Sturz ging wohl auf meine Kappe, ich hatte einen Ganz zu hoch drin und war wohl somit etwas zu schnell.
Zurück in der Box habe ich das Kombi abgezogen und mal geschaut ob bei mir alles i.O. ist. Mithos Kombi und Handschuhe haben mal wieder den Job erledigt, bei mir kein einziger Kratzer. Aber hoffentlich hat Bruno das Schnittmuster von der letzten Reparatur noch, das Kombi ist wieder genau gleich beschädigt wie damals. Also Arsch äussere Schicht Leder durch geschliffen, ein paar Löcher in Rücken und Ärmel. Naja, wohl besser das Ersatzkombi verwenden.
Dann den Töff auseinander genommen, vom Kies befreit und die Schäden begutachtet. Es ist ausser Plastik eigentlich nicht viel kaputt gegangen: Kühler etwas verzogen, Bremshebel und -Schutz ab, ein Stummel verbogen. Eigentlich alles halb so wild, Tank, Fussrasten und Auspuff tatsächlich alles mechanisch ganz! Dennoch haben wir kurz geschaut ob die Gabelbrücken irgenwie verdreht sind. Die Gabel kam nach dem lösen von selber raus, also alles OK. Wieder alles anziehen, anderes Vorderrad rein, Kühler gerichtet, Lenkerstummel+Bremshebel+Schutz ersetzt. Airbox habe ich noch kurz geöffnet, war eine gute Idee denn es war Kies drin. Die obere Verkleidung habe ich ersetzt (Ersatzverkleidung war dabei), Riggs baute die Scheibe von der alten Verkleidung um. Während der Zeit hat mir Toni sehr gewissenhaft die beschädigten Verkleidungsteile getaped. Bis zum Abendessen war fast alles wieder repariert, geputzt und zusammen gesetzt. Übrigens war ich am Abend immer noch zuoberst auf der Zeitenliste, es wurde keiner mehr schneller. War aber auch ein schwacher Trost.
Gegessen haben wir im Streckenrestaurant. War noch ganz gut. Danach noch die letzten Sachen zusammen gesetzt und dann noch bei unseren Tessiner Boxennachbarn ein Bier getrunken und später zur Ruhe gelegt. Der Regen kam übrigens nicht mehr...

Samstag 31.8.
Heute galt es in den ersten drei Turns den Sturz zu verarbeiten und wenn's geht noch die Zeit zu verbessern. Ich bin mit anderem Kombi und Handschuhen gefahren, sicher ist sicher. Töff lief wieder normal, das ist ja schon mal sehr erfreulich. Bereits im zweiten Turn war ich wieder auf einer tiefen 2:08, aber noch nicht schneller als gestern. Im letzten Quali Turn gelang dann tatsächlich mit 2:07.9 noch eine kleine Verbesserung. Die Zeit reichte für Platz 2 in der Startaufstellung, hinter Gerry.
Dann etwas zu Mittag gegessen und anschliessend den Töff fürs Rennen vorbereitet: Gut 11l nach getankt, neuer Dunlop Typ1 Hinterreifen (der Vorderreifen war ja schon fast neu, den liess ich) und noch ganz kleine Veränderungen am Setup.
Um 14:20 gings in die Startaufstellung. Gerry und auch andere liessen sich ganz schön Zeit. Dann aber los auf die Aufwärmrunde. Gerry hat den fliegenden Start gut getimed, dennoch war ich nahe dran und hängte mich an ihn dran. Nach 3 oder 4 Runden liess er mich dann vorbei, wollte wohl nicht das ganze Rennen voraus fahren. Item, ich nahm das Angebot an, fuhr aber nur 2:09er Zeiten, denn ich wollte noch was für den Endspurt übrig haben. Drei Runden vor Schluss schoss Gerry einfahrt Omega wieder vorbei. Nichts wie nach! Ich war ganz sicher, dass ich nochmal kontern könnte. Und ich konnte auch, die R1 hatte eine etwas bessere Beschleunigung. Aber Gerry bremste so verdammt spät, er kam jedes mal wieder am Bremspunkt vorbei. Und er fuhr auch andere Linien als ich, viel spitzer und mit weniger Kurvenspeed. So ging es Kopf an Kopf in die letzte Runde. Ich war bestimmt 3x neben ihm, jedes mal auf den Geraden dank R1 Power. Aber immer wieder die gleiche Geschichte, er bremste so spät dass er auf der Bremse wieder vorbei ging. EIGENTLICH wollte ich ja in die letzte Schikane rein stehen lassen, aber irgendwann bremste ich dann doch. Ausgangs letzter Kurve waren wir wegen den unterschiedlichen Linien eigentlich nebeneinander, über die Ziellinie gings mit 5 Hundertstel Differenz - zu gunsten von Gerry. Ja, er hat sich geschickt verteidigt, da kann man nur gratulieren. Dennoch war ich natürlich enttäuscht, mit dem Sieg war auch die Cupführung in seiner Hand.
Bei Riggs gab es im Rennen ein Problem mit der Kupplung. Toni hat ihm vor dem Nachtessen in Rekordzeit eine Ersatzkupplung eingebaut. Jaja, wenn der Mann hunger hat, dann muss es schnell gehen! Znacht assen wir wieder im Streckenrestaurant, war tiptop. Heute war ich ziemlich müde und hab mich rasch zur Ruhe gelegt.

Sonntag 1.9.
Weil ich ein kleines Problem mit der Gabel hatte (ging im Rennen ein paar mal auf Block, war natürlich nicht von Vorteil fürs Spätbremsen), probierte ich in den beiden Turns am Morgen dies noch zu korrigieren. Das funktionierte eigentlich nicht schlecht. Im zweiten Turn fuhr ich mit dem neuen Vorderreifen locker eine tiefe 2:08. Dann auch schon wieder etwas kleines essen und den Töff fürs Rennen vorbereiten.
Heute ging es bereits um 13h los zum zweiten Rennen vom Powercup. Ich war pünktlich in der Startaufstellung, bei anderen wurde es eher etwas knapp. Die Aufwärmrunde hinter dem Pacebike war eher langsam. Gerry kam nicht so gut weg wie beim ersten mal, ich war ihm ganz dicht auf den Fersen. Aber ich merkte bald, der will heute Nägel mit Köpfen machen und davon fahren. Er drückte ganz schön aufs Gas, die zweite Runde war bestimmt schon eine tiefe 2:07, ich kam mit 2:07.6 nicht ganz mit. Irgendwann beschloss ich, stattdessen die Rundenzeiten in meinem grünen Bereich zu fahren, in dem Fall konstant 2:08.3. Ja und dann passierte in der links-rechts Schikane Ausfahrt Omega das unfassbare: Von links auf rechts Umlegen, Zack und ich lag wieder auf dem Hosenboden!!!! Diesmal war der Überschlag der R1 sehr unsanft, die Maschine wurde anfangs Kiesbett sehr unschön beschleunigt und flog bestimmt 2-3m hoch durch die Luft. Die Landung war auch nicht sanft, auch wenn es noch just vor den Reifenstapeln war. Ich selber rutschte nur auf dem hintern ins Kies. Der Streckenposten half primär beim aufstellen, Bergen durfte ich den Schrotthaufen dann fast alleine.
Tja, das wars, mein erster Rennsturz im Cup, und das im allerdümmsten Moment :cry: :cry: :cry: :cry: Hiermit sind die allerletzten Ambitionen für den Cupsieg begraben.
Töff sah gar nicht gut aus. Lenker abgerissen, Auspuff platt und beim Tank war auch etwas nicht just, durch die sehr plötzliche Rotation hatte es da ziemlich viel auf einmal raus gerissen. Mit dem Schandkarren ging es zurück an die Box. Dort fiel mir auf, dass der Rahmen sichtbar verzogen ist: Die rechte Motorhalterung stand 1.5cm ab, anstatt am Motor anzuliegen SCH.......!!!!!!!!!!!!!!!!! :x :x :x :x Also möglichst bald den Schrotthaufen in den Transporter verladen, sonst kommt noch jeder mit Mitleid vorbei. Wobei ich den Streckenposten noch sympatisch fand, der vorbei kam und auf Deutsch sagte "Schade für den 2. Platz".
Positiv war eigentlich nur, dass mir wiederum überhaupt nichts passiert war. Danke an Mithos, die Schutzkleidung hat ihren Job wirklich perfekt erledigt.
Nach der Siegerehrung nur noch einladen und heim. Riggs fuhr solange es hell war, ich dann im dunkeln. Nach etwas weniger als 12h war ich zuhause.

Tja, das wars. Ich rege mich immer noch auf über den Sturz, das ist jetzt der dritte Sturz in einer links-rechts Kombination in Folge und der zweite Totalschaden innerhalb 1.5 Jahren. Ich habe die Daten des AIM Dataloggers angeschaut, werde aber nicht schlau. Es ist nicht klar zu schnell gewesen wie beim ersten Sturz. Vielleicht könnte ein Profi noch mehr aus den Daten raus lesen (Beschleunigungsensoren / Rollrate / etc).

Das wird jetzt leider auch ganz eng für das letzte Event in Barcelona. Gerry ist bereits uneinholbar Cupsieger, spielt von dem her jetzt auch keine Rolle mehr.

Grüsse
Rufer
"notorisch schneller Schweizer"

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Boo
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Re: Brno Speer Cup, 30.8.-1.9.2019

Beitrag von Boo »

Autsch, schade dass sowas passieren musste. Hatte schon Hoffnung, dass du den Cup rocken würdest 8) .

Toitoitoi beim Wiederaufbau bzw. bei der Neubeschaffung :wink:

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CJR #39
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Re: Brno Speer Cup, 30.8.-1.9.2019

Beitrag von CJR #39 »

Danke für den Bericht, Rufer.
Leider hat die Geschichte kein Happyend aber Hauptsache du bist ganz geblieben. :shit:

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Bleifuss
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Re: Brno Speer Cup, 30.8.-1.9.2019

Beitrag von Bleifuss »

Merci für den Bericht Mäthu.
Schade für den Cup, und Schade ums Material! Aber Pilot heile, alles andere ist zweitrangig. :dafuer:
Gruss Bleifuss

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Dani
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Re: Brno Speer Cup, 30.8.-1.9.2019

Beitrag von Dani »

Scheisse, tut mir leid für Dich, die R1 und den Cup. :?
Hätte Dir den Cupsieg gegönnt. :thumbsup:

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Alessandro
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Re: Brno Speer Cup, 30.8.-1.9.2019

Beitrag von Alessandro »

Tut mir auch echt leid Mättu.

Hätte dir den Cup Sieg und den Erfolg auch sehr gegönnt.

Das ist immer das Dumme, wenn man keine Ahnung hat, weshalb der Sturz passiert ist. So ging es mir in Ledenon. Bis heute ist mir unklar, was dort geschah. Da hadert man mit dieser Situation, obwohl es gar nichts bring. :?
Aber das Leben geht weiter und der Spass sollte auch bald wieder da sein.

Alles Gute für den Rest des Cups. :dafuer:
Gruss Alessandro

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