Nach langem wieder einmal ein Cup Bericht von mir.
Vorgeschichte
Ich will euch nicht langweilen, aber die Vorgeschichte soll halt auch erwähnt sein.
Im September 2019 endete eine ansonsten super gute Cupsaison mit einem Rennsturz und verbogenem Rahmen der R1. Das letzte Event 2019 musste ich auslassen, Maschine war noch nicht repariert.
Corona-Absagen sei dank konnte ich erst im September 2020 wieder fahren - eine so lange Zeit nach einem Sturz ist natürlich Gift fürs Vertrauen. Dementsprechend war das einzige Event im 2020 total zum vergessen.
Die Saison 2021 ging zwar spät los, für mich ist es wegen einer Weiterbildung sowieso eine verkürzte Saison. Ende April hat mich dann das Virus erwischt. Mein erster Lauf in Mugello im Juli war dann aber wirklich zum vergessen - die Fitness war total im Keller und ich habe freiwillig auf die Rennen verzichtet. Ungeahnte Folgen wegen diesem kleinen Virus...
So, jetzt wisst ihr, warum ich davon keine Berichte geschrieben habe. Es war nicht interessant.
Vorbereitung und Anreise
Nach dem Disaster im Juli habe ich primär versucht, an der Fitness zu arbeiten. Aber das geht nicht so schnell... Immerhin fühlte ich mich besser als im Juli.
An der Maschine gabs nichts zu machen, es hat alles funktioniert nach dem Neuaufbau.
Diesmal bin ich wieder mit Riggs zusammen angereist. Ich war ganz gespannt, wie sich der neue T6 mit dem Anhänger schlägt. Anreise war problemlos, wir waren so früh dort, dass wir locker noch den Pool in der Residence di Mugello geniessen konnten.
Dann Box einrichten. War noch interessant, bevor wir rein durften wurde eine Desinfektionstruppe durch die Box gejagt.
Freitag 10.9.
Heute stehen wie immer bei Speer 6 Turns à 20min auf dem Zeitplan. Zum einrollen fahre ich auf gebrauchten Pirelli SC1 vorne und hinten. Am Mittag ist der Hinterreifen durch, es kommt ein neuer SC1 drauf. Zeitenmässig dümple ich bei 2:03 herum. Turns Nummer 5 und 6 gingen dann wieder ans lebendige, irgenwann musste ich einsehen dass ich einfach immer noch nicht fit bin wie früher. Zeitenmässig ging nichts mehr. Blöderweise vergass ich einmal nach dem Turn den Lüfter neben dem Motorrad einzuschalten und prompt überlief natürlich die Kühlsosse. Sch... Marc stürzt am Nachmittag in der Casanova (grad danach ist die Boxenausfahrts-Abkürzung), es gibt eine riesen Staubwolke.
Nach den Sessions kam noch ein neues Vorderrad rein: Nun der gewünschte standard SC3 Reifen.
Abends haben wir uns wie immer im Rustico verpflegt.
Samstag 11.9.
Heute stehen 3 Turns, der erste Lauf vom Powercup und freies Fahren auf dem Programm. Den ersten Turn verpasste ich leider, weil mir aufgefallen war dass der Kühlwasserbehälter immer noch randvoll war - dabei sollte er beim abkühlen ja wieder Kühlmittel beziehen. Also Verkleidung weg, nachfüllen, warmlaufen lassen, nochmal nachfüllen. Den Behälter auf minimum stellen wär noch gut gewesen...
Im zweiten Turn fahre ich eigentlich gar nicht auf Zeit - dennoch schaut eine 2:01er Zeit heraus. OK, geht ja. Auch im letzten Turn vor dem Mittag fahre ich nochmal 2:01. Marc stürzt gleich vor mir erneut in der Casanova, danach wird abgebrochen. Ich halte kurz bei seiner Box an und informiere über den Sturz.
Dann aber in die eigene Box und fürs Rennen vorbereiten: Vorne ist ja schon ein fast neuer Reifen drauf, hinten kommt ein neuer standard SC0 rein. Und noch auftanken: Gerechnet 9l, aber ich tanke lieber total ca 12l. Noch etwas kleines essen und ein bisschen ausruhen... das Rennen wird mit 11 Runden lang werden für mich.
Mein Startplatz ist natürlich nicht berauschend, denn es zählen nur die Zeiten von gestern. Also rolle ich am Vorstart auf den Startplatz 15. Mit gemischten Gefühlen gehe ich in die Aufwärmrunde, wird wohl die Ausdauer bis in die letzte Runde reichen?? Ich nehme mir vor, mir das ganze etwas einzuteilen.
Der fliegende Start ist dann etwas gar zaghaft und schwupps ist schon die schnelle Ducati vorbei. Jetzt aber nichts wie nach. Folgen kann ich ihm zwar nicht, aber immerhin komme ich an die Leute vor mir wieder ran. Nun geht es in den Zweikampf, einen nach dem anderen kann ich stehen lassen und bin eigentlich viel zu früh führender der Gruppe. Viel zu früh, weil es mir noch mühe macht, selber schnell zu fahren. Irgendwann überholt mich Gino mit der Kawasaki wieder, ich kann aber auf der Geraden kontern und fahre den 11. Platz nach hause. Immerhin zuende gefahren!!!
Nach dem Rennen habe ich noch etwas Öl aus der Gabel genommen, damit sie ganz runter geht. Im Free Practice hat sich dies bewährt, allerdings hatte ich auch vergessen die Federvorspannung wieder anzuziehen
Marc reiste am abend ab, die Honda war zerbrochen. Wir hatten zum glück reserviert im Rustico, am Wochenende ist dort immer ziemlich voll.
Sonntag 12.9.
Die zwei kurzen 15min Turns am morgen nutzte ich als Warmup, um wieder etwas in Fahrt zu kommen. Klappte im zweiten Turn gar nicht so schlecht.
Heute ist die Startaufstellung nach den Zeiten vom Samstag, daher stehe ich jetzt auf P11. Fürs Rennen kommt vorne und hinten ein neuer Reifen drauf, wieder gleiche Kombination wie gestern (standard SC3/SC0). Auch getankt wurde wieder ungefähr gleich viel. Von den Trainingssessions und vom letzten Rennen her wusste ich, dass es nötig ist, cool zu bleiben, damit der Puls nicht grad durch die Decke geht.
Dieses Rennen ging ich mit etwas mehr Selbstvertrauen an, der Start war besser und ich konnte mich gleich an den Vordermann dran hängen. Allerdings wirkte dem entgegen, dass die R1 zwei Plätze vor mir dauernd ein bisschen Öl verlor, man roch und sah es. Cool bleiben... Aber das brachte mich ein wenig aus dem Konzept. Und auch der Suzuki Fahrer vor mir fuhr plötzlich einen riesen Bogen ausgangs erste Schikane, somit war ich jetzt hinter der rauchenden R1. Cool bleiben
Vorbei kam ich nicht, im Gegenteil, Tom überholte mich. Irgendwann stürzte Ricardo in der zweiten Schikane (Borgo San Lorenzo) und es wurden ein paar Runden gelb-rote Flaggen geschwenkt. Und als die Fahnen weg waren, hatte der Vordermann genau dort einen riesen Rutscher, sass urplötzlich auf dem Tank anstatt im Sattel. Mmmmh wohl doch nicht ganz sauber die Strecke dort, aber immer noch cool bleiben Nun war ich erneut hinter der weiterhin leicht rauchenden R1. Jetzt nahm ich aber den Gasgriff (das Herz) in die Hand und überholte ihn in T1 hinein und gab ihm ein ziemlich deutliches Zeichen, dass technisch etwas nicht stimmt. Nichts wie weg hier!! Zu meinem Erstaunen kam keiner vorbei. Wobei keiner stimmt nicht ganz, irgenwann hat Frank einen verzweifelten Versuch gestartet, mich in die letzte Kurve hinein auszubremsen... er Überschoss sehr deutlich, ich ging wieder durch (im Nachhinein: Er ist bei dem Versuch wohl gestürzt!). Ich fuhr das Rennen also auf P7 zuende, sehr zur Freude der Boxencrew (Danke Riggs!). Unter diesen Umständen war dies das Maximum heute! Den Pokal überreichte niemand geringeres als Troy Corser.Nach dem Rennen ist der Kühler trotz Lüfter nochmal überlaufen... mmmh der Plan bis Barcelona gar nicht auszuladen war somit dahin. Die Heimreise war dann etwas anstrengend, ziemlicher Stau bei Parma und ein wenig Stau hie- und da.
Fazit
Fit ist anders, aber immerhin beide Rennen beendet!! Ich glaube, ich habe fahrerisch wieder ein bisschen Fortschritte gemacht. Auch wenn ich noch lange nicht auf dem alten Niveau bin, haben die Rennen spass gemacht.
Grüsse
Rufer
